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Krieg in der Ukraine: AIDA wird St. Petersburg aus Ostsee-Reisen streichen

Der AIDA-Mutterkonzern Carnival hatte es via Twitter angekündigt: Russische Häfen werden aus dem Programm genommen. AIDA arbeitet nun an Alternativen. Vor allem Gotland spielt dabei eine Rolle.

Warnemünde ist Ausgangshafen für viele AIDA-Ostsee-Kreuzfahrten. (Foto: AIDA)
Warnemünde ist Ausgangshafen für viele AIDA-Ostsee-Kreuzfahrten. (Foto: AIDA)

+++ UPDATE 03.03.22: AIDA teilt mit, wie die Ostsee-Reisen abgeändert werden – Infos dazu hier +++

 

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine erschüttert die Welt. Und wer sich das Leid der unmittelbar betroffenen Menschen vor Augen führt, mag gar nicht an so Nebensächlichkeiten wie Umroutungen bei Kreuzfahrten denken. Aber dennoch ist die Frage, ob Reedereien angesichts des Krieges weiterhin russische Häfen anlaufen können, mehr als berechtigt. Dabei geht es nicht nur darum, ob AIDA und Co. ihre Passagiere sicher nach und durch St. Petersburg führen könnten. Es geht um eine Entscheidung mit Signalwirkung.

Und die hat Carnival, der größte Kreuzfahrt-Konzern der Welt, zu dem auch AIDA gehört, am Samstag (26.2.) getroffen und publiziert. Via Twitter vermeldete das Unternehmen zwei Tage nach Kriegsausbruch: „Angesichts der jüngsten Angriffe Russlands in der Ukraine werden die Marken der Carnival Corporation ihre Reiserouten in der kommenden Woche ändern, sobald alternative Häfen bestätigt werden können. Wir stehen für Frieden.“

St. Petersburg ist für AIDA zurzeit der einzige russische Hafen

Damit spricht Carnival auch für AIDA und kündigt an, dass die Ostsee-Routen der Rostocker Reederei nun angepasst werden. Es sieht ganz danach aus, dass St. Petersburg, der zurzeit einzige russische Hafen im Programm von AIDA, mindestens für die anstehende Sommersaison 2022 gestrichen wird.

Keine leichte Aufgabe: St. Petersburg gilt als das Highlight einer jeden Ostsee-Kreuzfahrt; auf vielen Reisen liegen die Schiffe hier zwei Tage. Es zu ersetzen und gleichzeitig die Attraktivität der Reise zu erhalten, wird schwierig. Zudem hat St. Petersburg den Kreuzfahrthafen der Ostsee mit den meisten Liegeplätzen. Wenn jetzt alle Reedereien – und genau danach sieht es aus – ihre Schiffe dort abziehen und stattdessen auf andere, kleinere Häfen in der Umgebung verteilen wollen, ist das logistisch eine Herausforderung.

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Folgende AIDA-Schiffe sollten im kommenden Sommer eigentlich St. Petersburg ansteuern:

  • AIDAnova (7 Tage „Ostsee ab Kiel“)
  • AIDAdiva (7 Tage „Ostsee ab Warnemünde 1“)
  • AIDAmar (10 Tage „Ostsee ab Warnemünde 2“ und 9 Tage „Ostsee ab Warnemünde 3“)
  • AIDAvita (14 Tage „Ostsee-Rundreise“, 10 Tage „Städte der Ostsee“ und 10 Tage „Baltikum & Skandinavien“)

AIDA arbeitet bereits an den Änderungen der Ostsee-Reisen

Im Hintergrund arbeitet AIDA bereits an alternativen Routen für die betroffenen Schiffe. Erste Ergebnisse dieser Arbeit sind bereits im Internet zu sehen. Insbesondere der Hafen von Visby auf Gotland meldet seit Montag (28.2.) auf seiner Homepage neue Anläufe für AIDAmar. Für die Ostsee-Reisen dieses Schiffs war die schwedische Insel ursprünglich nicht geplant. Jetzt könnte sich das für die meisten Abfahrten ändern.

Wenn sich die Meldungen bestätigen, würde AIDAmar vom Starthafen Warnemünde zunächst nicht nach Tallinn (Estland), sondern erst nach Visby fahren. Tallinn würde sich im weiteren Verlauf nach hinten verschieben, das anschließend geplante St. Petersburg entfallen. Ab Helsinki (Finnland) könnte der geplante Routenverlauf wieder aufgenommen werden: Stockholm (Schweden), Danzig (Polen) und Kopenhagen (Dänemark) stehen noch auf dem Plan der Ostsee-Reisen von AIDAmar.

Wie wird die geänderte Ostsee-Reise der AIDAnova aussehen?

Spannend wird besonders die Frage, wie die Alternativroute für AIDAnova aussehen wird. Das neben dem aktuellen Neuzugang AIDAcosma größte Schiff der Flotte sollte auf seiner siebentägigen Reise neben einem zweitägigen Aufenthalt in St. Petersburg nur nach Tallinn und Helsinki fahren. Mit dem Wegfall von St. Petersburg müssen hier quasi 50 Prozent der Reise erneuert werden.

AIDAnova kann aufgrund ihrer Größe nicht jeden Ostsee-Hafen ansteuern. Stockholm mit der dafür nötigen Fahrt durch den Schärengarten dürfte schwierig werden. Hier könnte das in der Nähe liegende Nynäshamn eine Alternative sein. Auch Visby hat zwei Liegeplätze für Kreuzfahrtschiffe mit einer Länge von bis zu 340 Metern (Länge AIDAnova: 337 Meter).

Reederei hat AIDAnova in Kopenhagen, Kristiansand und Oslo angemeldet

An mehreren Terminen sind nun AIDAnova-Meldungen in Kopenhagen, Kristiansand und Oslo aufgetaucht. Diesen Einträgen zufolge würden mindestens drei der geplanten Ostsee-Touren (Abfahrtstermine: 23.7., 17.9. und 15.10.) in Skandinavien-Reisen geändert. Der Reiseverlauf würde wie folgt aussehen: Kiel - Seetag - Kopenhagen - Kristiansand - Oslo - Oslo - Seetag - Kiel.

Es ist nunmehr wahrscheinlich, dass es am Ende zu unterschiedlichen Änderungen einst identisch geplanter Touren kommen wird – je nach Abfahrtsdatum. Die komplexe Lage wird das nötig machen.

Steffen Gaux

Journalist und Kreuzfahrt-Experte

Persönliche Jungfernfahrt:
2010: 10 Tage westliches Mittelmeer
Die drei schönsten Reisen:
2015: 21 Tage von der Dominikanischen Republik nach Hamburg
2017: 23 Tage von Venedig nach Dubai
2019: 17 Tage von Kiel nach New York
Lieblingshäfen: Barcelona, Geiranger, Madeira, New York, Stockholm

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