Nachdem mehrere Dutzend Besatzungsmitglieder bei einer Routinekontrolle positiv auf das Coronavirus getestet wurden, lag AIDAnova einige Tage fest im Hafen von Lissabon (Portugal). Bis Sonntag (2.1.) war unklar, wie es mit der Reise weitergeht. Doch seit dem Mittag steht fest: Die Reise wird abgebrochen. In einer emotionalen Ansprache informierte Kapitän Jens Janauscheck die Gäste, dass sie am Montag (3.1.) alle nach Hause geflogen werden.
AIDAnova befindet sich seit dem 22. Dezember auf einer Reise in verschiedenen Etappen von Hamburg zu den Kanarischen Inseln. Am Mittwoch (29.12.) kam es für einen Zwischenstopp in Lissabon (Portugal) an. Für einen Teil der Passagiere endete die Reise hier bereits planmäßig, andere Gäste gingen für die anstehende Silvesterreise an Bord. Das geplante Highlight dieses Reiseabschnitts: das große Silvesterfeuerwerk von Funchal auf Madeira. Doch daraus wurde nichts. Bei routinemäßigen Coronatests unter den Crew-Mitgliedern gab es positive Ergebnisse.
Das bestätigte AIDAnova-Kapitän Jens Janauscheck in einer Durchsage an die Passagiere am Freitagmorgen (ein Mitschnitt wurde unter anderem von Schiffstester Matthias Morr sowie „Schiffe und Kreuzfahrten“-Blogger Pascal Wepner auf Facebook gepostet). Zu diesem Zeitpunkt hätte das Schiff schon seit etwa 24 Stunden unterwegs Richtung Madeira sein sollen. Die Abfahrt war eigentlich für Donnerstag (30.12.) um 7 Uhr morgens vorgesehen.
AIDA Cruises äußerte sich am Freitag zur Situation: „Wir haben uns entschieden, den Aufenthalt von AIDAnova in Lissabon über Silvester zu verlängern, da wir noch auf die Anreise wichtiger Crew-Mitglieder warten.“ Offenbar handelt es bei den infizierten Personen beziehungsweise deren Kontaktpersonen um für den Schiffsbetrieb wichtige Schlüsselpositionen. Für die betroffenen Besatzungsmitglieder hat AIDA „in enger Abstimmung mit den zuständigen Gesundheitsbehörden für diesen Fall vorgesehene Unterkünfte an Land organisiert“. Dort werden sie laut der Reederei durch einen medizinischen Dienstleister betreut. „Den betroffenen Personen geht es gut, sie haben keine beziehungsweise nur milde Symptome.“
Der Lissaboner Hafendirektor Diogo Vieira Branco sagte der staatlichen portugiesischen Nachrichtenagentur Lusa, auf der AIDAnova seien 52 der 1353 Crew-Mitglieder positiv getestet worden. Unter den Touristinnen und Touristen gebe es keinen positiven Fall, wird der Hafendirektor zitiert. Einige Medien berichten derweil von einem ersten Fall unter den Passagieren, doch dafür gibt es nach GLOBISTA-Informationen keine Bestätigung.
Zunächst gab es anscheinend die Hoffnung, Ersatz-Crew noch am Donnerstag an Bord zu bekommen. So wurde die Abfahrt um 14 Stunden auf 21 Uhr verschoben. Mit annähernd Höchstgeschwindigkeit (21 Knoten, knapp 40 km/h) hätte es AIDAnova dann noch pünktlich zum Feuerwerk von Madeira geschafft. Der Streckenabschnitt ist knapp 1000 Kilometer lang. Doch am Donnerstagabend wurden die Gäste an Bord auf Freitag vertröstet. Laut Jens Janauscheck bemühte man sich zunächst, das Problem anders zu bewältigen: „Wir haben bis heute Morgen alles versucht, um andere Lösungen herbeizuführen“, so der Kapitän in seiner Durchsage am Freitagmorgen. „Unser für die Silvesternacht geplanter Anlauf vor der Küste von Funchal, der kann also in diesem Zusammenhang leider nicht stattfinden.“
Diese Nachricht stieß einigen Gästen offenbar übel auf. In den sozialen Medien war von sehr verärgerten Passagieren die Rede. Offenbar musste der Kapitän in einer Durchsage die Passagiere bitten, in der Kommunikation mit der Crew höflich zu bleiben. Zudem habe er sich entschuldigt: „Mir persönlich tut es sehr leid.“
Auch in seiner Ansprache am Sonntag, in der er das Ende der Kreuzfahrt verkünden musste, war Kapitän Janauscheck sichtlich ergriffen. AIDAnova hatte sich erst am 14. Dezember nach 21 Monaten des coronabedingten Stillstands wieder mit Passagieren auf große Fahrt begeben. Nach zwei Kurzreisen ab Hamburg startete dann die Weihnachts- und Silvesterreise Richtung Kanaren.
„Wir haben bereits begonnen, für unsere Gäste die Heimreise ab Lissabon für Montag, 3. Januar, zu organisieren“, heißt es in einem am Sonntagmittag veröffentlichten AIDA-Statement. „In der Zwischenzeit können unsere Gäste Lissabon und Umgebung auf Landausflügen erkunden und das Angebot an Bord genießen. Wir bitten unsere Gäste um Verständnis für diese Entscheidung, die wir im Interesse der Sicherheit und Gesundheit unserer Gäste und Besatzung treffen mussten.“ Laut Informationen von Bord werden die Gäste folgendermaßen kompensiert: Für die Tage mit unplanmäßigem Aufenthalt in Lissabon (30.12.21 bis 2.1.22) werden jeweils 50 Prozent des Tagespreises erstattet; für die Tage ab der verfrühten Abreise (ab 3.1.) wird jeweils der komplette Tagespreis zurückbezahlt. Außerdem soll es bei Buchung einer neuen Reise ein Bordguthaben geben.
Nach der Ausschiffung der Passagiere wird AIDAnova noch für gut anderthalb Wochen außer Dienst gestellt. Die geplanten Kanaren-Reisen mit den Abfahrtsdaten 5., 8. und 12. Januar werden abgesagt. Hier sieht die Kompensation laut einer weiteren AIDA-Mitteilung vom Sonntagabend folgendermaßen aus: „Wir bedanken uns bei unseren Gästen für ihr Verständnis mit einem Bordguthaben für eine zukünftige Reise (...) in Höhe von 100 Euro für die erste und zweite Person in der Kabine bei Neubuchung bis 31. März 2022.“
In den sozialen Medien werden unterdessen Kabinenbriefe von anderen Schiffen der Flotte geteilt. Darin wird den Passagieren angekündigt, dass mit sofortiger Wirkung keine individuellen Landgänge mehr möglich seien. Unmittelbar nach dem Neustart hatte es bereits im Frühjahr und Sommer 2021 über weite Strecken das sogenannte „Bubble-Konzept“ gegeben: Dies sieht vor, dass die Passagiere ausschließlich mit einem gebuchten Ausflug das Schiff verlassen dürfen und sich somit an Land quasi in einer Blase aufhalten. Auf der Homepage hat AIDA mittlerweile die Rückkehr des „Bubble-Konzepts“ bestätigt: „Nur so können wir unsere hohen Hygienestandards auch auf Ihren Entdeckungstouren an Land gewährleisten. Dies gilt bis auf Weiteres für Reisen in der aktuellen Wintersaison“, heißt es in den aktualisierten Reisehinweisen.
Auf allen AIDA-Schiffen gilt zudem die 1G-plus-Regel. Um an Bord zu kommen, muss der vollständige Impfschutz nachgewiesen werden (genesen reicht nicht aus). Außerdem wird man vor Abfahrt zweimal getestet: Bei Fahrten innerhalb Europas zurzeit am Tag vor der Abreise (Antigen-Schnelltest) und beim Check-in (PCR-Test). An Bord gelten Abstandsregeln sowie die Pflicht zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes in allen öffentlichen Innenbereichen. Darüber hinaus fahren die AIDA-Schiffe mit deutlich reduzierter Auslastung. Dem Vernehmen nach befanden sich auf der AIDAnova 2844 Passagiere – das 337 Meter lange und 42 Meter breite Schiff hat dagegen eine Maximal-Kapazität von 6600 Passagieren.
Bereits zu Beginn der Reise kam es zu Änderungen: Wegen des Lockdowns in den Niederlanden durften die Passagiere das Schiff an Heiligabend in Rotterdam nicht verlassen. Angelegt hatte AIDAnova trotzdem: Das Schiff wurde dort mit Flüssiggas (LNG) betankt. AIDAnova war 2018 weltweit das erste Kreuzfahrtschiff, das mit diesem zurzeit umweltfreundlichsten und emissionsärmsten Antrieb gebaut wurde. Im Februar soll die nahezu baugleiche Schwester AIDAcosma in Dienst gestellt werden.
Journalist und Kreuzfahrt-Experte
Persönliche Jungfernfahrt:
2010: 10 Tage westliches Mittelmeer mit AIDAbella
Die drei schönsten Reisen:
2015: 21 Tage von der Dominikanischen Republik nach Hamburg mit AIDAluna
2017: 23 Tage von Venedig nach Dubai mit AIDAbella
2019: 17 Tage von Kiel nach New York mit AIDAluna
Lieblingshäfen: Barcelona, Geiranger, Madeira, New York, Stockholm