Schockmoment an Bord von AIDAperla: Auf dem Kreuzfahrtschiff wurde am Sonntagmorgen (22.10.) Mann-über-Bord-Alarm ausgelöst. Offenbar wurde ein Crewmitglied vermisst. Das Schiff hatte kurz zuvor die Straße von Dover im Ärmelkanal durchquert. Nun stoppte der Kapitän das Schiff, kehrte um und veranlasste eine großflächige Suche in dem Seegebiet.
Die AIDAperla hatte am Freitagabend (20.10.) aufgrund des schlechten und windigen Wetters mit deutlicher Verspätung den Hamburger Hafen verlassen und befindet sich zurzeit mit gut 3000 Passagieren und etwa 900 Crewmitgliedern auf einer Transatlantik-Reise Richtung Karibik. Erstes Etappenziel der Kreuzfahrt, die entlang der europäischen Westküste, über die Kanaren und den Atlantik in die Dominikanische Republik führt, ist am Dienstag (24.10.) A Coruña im Nordwesten Spaniens. Es folgen Vigo, Lanzarote, Gran Canaria, Teneriffa sowie die karibischen Inseln St. Maarten und St. Kitts, schließlich der Zielhafen La Romana.
Der Kapitän der AIDAperla wandte sich an die Passagiere
Auf der ersten Etappe kam es am Sonntag im Ärmelkanal zu den dramatischen Ereignissen. Ein Passagier schildert in einem Kreuzfahrt-Forum online die Situation von Bord: Ihm zufolge gab es zunächst gegen 9 Uhr eine Durchsage, die auch in die Kabinen geschaltet wurde. Ein Crewmitglied samt seiner sogenannten Manning Number (Besatzungsnummer) wurde ausgerufen. Anschließend soll es eine weitere Durchsage mit der Ankündigung einer Crew-Übung gegeben haben.
Gegen 10.15 Uhr habe sich dem Bericht zufolge der Kapitän – nach GLOBISTA-Informationen handelt es sich um Pedro Ziegler – an die Passagiere gewandt. Seine Stimme soll „deutlich angefasst“ geklungen haben, als er mitteilte, dass es einen Mann-über-Bord-Vorfall gegeben hätte. Er kündigte an, dass man nun umkehren werde, um das Seegebiet nach der Person abzusuchen.
Von Land aus bestätigte AIDA Cruises den Vorfall. Gegenüber dem Fernsehsender RTL sagte eine Sprecherin:
„AIDA Cruises bestätigt, dass es Grund zu der Annahme gibt, dass am frühen Morgen des 22. Oktober ein Crewmitglied von AIDAperla in der Straße von England über Bord gegangen ist. Der Kapitän und die Crew von AIDAperla haben umgehend und in enger Abstimmung mit den örtlichen zuständigen Behörden alle erforderlichen Rettungsmaßnahmen eingeleitet. Die Suche an Bord bestätigte, dass ein männliches Crewmitglied vermisst wird. Das Schiff wurde sofort gestoppt und ist zur Stelle zurückgefahren, wo der Vorfall angenommen wurde, um sich an der Suche zu beteiligen.“
Knapp 40 Kilometer südwestlich von Dover machte das Schiff kehrt und passierte die Meerenge zwischen der englischen Hafenstadt und dem französischen Calais nun in östlicher Richtung. Etwa 60 Kilometer nordöstlich von Dover begann AIDAperla, ein Suchmuster abzufahren. Auf Online-Tools wie Marinetraffic oder Vesselfinder ist die Strecke, die das Kreuzfahrtschiff zurücklegte, nachzuverfolgen.
Bei der Suchaktion kam auch ein Hubscharuber zum Einsatz
Unterstützt wurde die Suche von der britischen Küstenwache. Verschiedenen Quellen zufolge beteiligten sich mehrere Boote an der Suche. Auch ein Hubschrauber kam zum Einsatz. Die Wassertemperatur im Ärmelkanal wird zurzeit mit 14 bis 16 Grad Celsius angegeben. Ein Mensch kann hier maximal ein paar Stunden überleben. Für die Retter ist es ein Wettlauf gegen die Zeit.
Derweil wird die Situation an Bord von verschiedenen Passagieren unterschiedlich dargestellt. Während eine Frau in dem Kreuzfahrt-Forum von einer „angespannten Stimmung“ schreibt, schildert der bereits erwähnte Passagier dies mit den Worten „Business as usual“ eher gegenteilig.
Seiner Darstellung nach habe er beim Mittagessen das Gespräch von Mitreisenden gehört, in dem diese mit Unverständnis auf die Suchaktion reagierten. Diese hätte angeblich keinen Sinn. Offenbar machten sich diese Passagiere größere Sorgen darüber, dass aufgrund der Suche und der damit verbundenen Verzögerung ein Hafen im weiteren Reiseverlauf ausfallen könnte. Nicht zu fassen, dass dies wichtiger sein soll als ein Menschenleben. Bleibt zu hoffen, dass diese Meinungen Ausnahmen sind.
Stundenlange Suche blieb bis zum Abend erfolglos
Die stundenlange Suche blieb bis zum frühen Abend leider erfolglos. Am Sonntagabend sagte die AIDA Sprecherin gegenüber RTL:
„AIDAperla wurde nach Anbruch der Dunkelheit gegen 18.15 Uhr vom MRCC Dover aus der Suchaktion entbunden und hat die Fahrt in Richtung A Coruña wieder aufgenommen. Dort wird sie am 24. Oktober gegen 9 Uhr erwartet.“
Damit wird das Schiff den Hafen trotz der mehrstündigen Suchaktion nur mit einer Stunde Verspätung erreichen. Vorgesehen war die Ankunft für 8 Uhr. Dafür ist AIDAperla am späten Sonntagabend mit knapp 21 Knoten (etwa 39 km/h) sehr zügig unterwegs.
Für das vermisste Crewmitglied dürfte es indes kaum noch Hoffnung geben. Ob der Vorfall am Sonntagmorgen von den zahlreichen Überwachungskameras an Bord aufgezeichnet wurde, ist nicht bekannt.