Gemunkelt wird mindestens seit ein paar Monaten. Mindestens, seit die Ostsee-Zeitung Anfang August über mögliche AIDA Neubauten ab dem Jahr 2029 spekulierte. Womöglich wird aus dieser Spekulation noch in diesem Monat Realität. Wie die Internetseite shippingitaly.it berichtet, stehen die Verhandlungen des AIDA Mutterkonzerns Carnival mit der italienischen Werft Fincanteri kurz vor dem Abschluss.
Dem Bericht zufolge (nachzulesen in italienischer Sprache hier) handelt es sich bei dem Deal um den Bau von insgesamt sechs Kreuzfahrtschiffen mit einer Größe von etwa 150.000 BRZ (Bruttoraumzahl). Mindestens vier dieser Schiffe sollen demnach für die deutsche Marke AIDA Cruises bestimmt sein. Zwei weitere könnten für die Schwestermarke Costa Kreuzfahrten entstehen. Außerdem soll der Vertrag die Option auf zwei weitere Schiffe dieser Größenordnung beinhalten.
Während Corona hatte sich AIDA von vier kleinen Schiffen getrennt
Die Bestellung neuer Schiffe wäre die logische Konsequenz aus den derzeitigen Gegebenheiten. Denn im Zuge der Corona-Pandemie hatte sich AIDA von den vier kleinsten Schiffen der Flotte (AIDAcara, AIDAvita, AIDAaura und AIDAmira) getrennt. Im Gegenzug ist in dieser Zeit lediglich ein neues Schiff in Dienst worden: die AIDAcosma. Zwar beherbergt der Neubau mehr Betten als die vier ausgemusterten Schiffe zusammen – nichtsdestotrotz haben sich die Flotte und damit die Möglichkeiten, möglichst viele verschiedene Zielgebiete anzubieten, dadurch erheblich verkleinert. So steuert AIDA etwa Destinationen in Südostasien und im Indischen Ozean zurzeit nur noch jeden zweiten Winter und nicht mehr jedes Jahr an.
Es ist kein Geheimnis: Die Kreuzfahrt boomt nach Corona wieder, teilweise sogar mehr als davor. Und so hört man natürlich genau hin, wenn der AIDA President einen Satz wie den folgenden von sich gibt:
„Wachstum wird aktuell nur limitiert von den zur Verfügung stehenden Kapazitäten.“
Im März dieses Jahres hat Felix Eichhorn das gesagt. Und hat damit deutlich gemacht, dass man wieder wachsen wolle.
Dass zwischen der bislang letzten Indienststellung und der voraussichtlich nächsten dennoch sieben Jahre liegen, hat Gründe: Zum einen hat der Mutterkonzern Carnival über die Pandemie Milliarden-Schulden angehäuft, zum anderen sind Neubauten im Zuge der Inflation deutlich teurer geworden. Laut shippingitaly.it beläuft sich die Gesamtsumme für die sechs zu bestellenden Schiffe auf acht Milliarden Euro. Zum Vergleich: Bei AIDAnova und AIDAcosma – 2018 bzw. 2022 in Dienst gestellt und jeweils etwa 35.000 BRZ größer als die voraussichtlichen Neubauten – ist immer wieder von einem Bestellwert von einer Milliarde Euro pro Schiff die Rede. Stimmen die Zahlen, wären die Neubauten etwa 30 Prozent teurer – obwohl sie gleichzeitig etwa 20 Prozent kleiner sind.
Die neuen Schiffe bieten Platz für bis zu 5000 Passagiere
Die Bestellung neuer Schiffe dürften AIDA Fans grundsätzlich positiv sehen. Natürlich gibt es Stimmen, die die Vergabe an eine italienische Werft kritisch sehen. Eine an die deutsche Meyer-Werft käme bei vielen sicherlich besser an, zumal ein solcher Großauftrag dem Werft-Standort Papenburg nachhaltig guttun würde. Gerüchte, dass Meyer den Zuschlag bekommen könnte, gab es in den vergangenen Monaten immer mal wieder. Da shippingitaly.it die Dinge nun aber relativ konkret beschreibt, dürften die Hoffnungen für Meyer gegen Null gehen.
Ebenfalls gegen Null dürfte die Realisierung des Wunsches nach kleineren Neubauten gehen. Manche AIDA Fans trauern dem ausgemusterten Quartett immer noch nach. Größenmäßig liegen die nun geplanten Schiffe zwischen der Hyperion-Klasse (AIDAprima und AIDAperla, ca. 125.000 BRZ) und der Helios-Klasse (AIDAnova und AIDAcosma, ca. 185.000 BRZ). Die Rede ist von bis zu 5000 Passagieren. Der Wunsch nach kleineren Schiffen ist im derzeitigen Massenmarkt wohl nicht besonders realistisch. Was diesen Fans bleibt: die Aussicht auf AIDA Evolution, die groß angelegte Modernisierung der Sphinx-Klasse ab Frühjahr 2025.